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Da könnte man doch glatt ins Träumen kommen: Die Palmen am Strand von Beruwela, einem Landesteil der paradiesischen Insel Sri Lanka im Indischen Ozean. Auf dieser Insel vor Indien ("Die Träne Indiens") waren wir in den Osterferien 2001, dank des Gewinnspiels "Auf und davon" von Antenne Bayern.

Strand von Beruwela

Hotel Bayroo - Gartenanlage

Poolansicht - Leider durch das Erdbeben vor Indonesien an Weihnachten 2004 zerstört. 

Luftbild





Oben von links nach rechts: Ludwig Stiegler - Karl-Heinz Ernstberger - Johann Brandl - Karl-Heinz Gleißner; Unten von links nach rechts: Roland Grillmeier - Otto Schily - Rudolf Bauer


Die Anfänge der Arbeiterbewegung in Mitterteich

 

Auszüge aus der Chronik von Dr. Manfred Knedlik

 

Wesentliche Voraussetzung für die Formierung der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung waren die Lebensbedingungen der Fabrikarbeiter im Zeitalter der Industriellen Revolution. Materielle Not, Wohnungselend, Kinderarbeit, fehlende Gesundheits- und Sozialfürsorge, brutale Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und politische Unterdrückung riefen den entschiedenen Widerstand von Reformpolitikern hervor. In der Oberpfalz hatten sich zunächst lediglich in Regensburg, Reinhausen und Amberg Ortsvereine der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) konstituiert.

Der Aufbruch ins Industriezeitalter stand in Mitterteich, einer bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend von handwerklich betriebenen Tuch- und Leinenweberei geprägten Ackerbürgergemeinde, wie vielerorts in engem Zusammenhang mit der Erschließung des Lebensraumes durch die Eisenbahn. Am 15. August 1864 erreichten die Schienen der „Kgl. priv. bayerischen Ostbahn“ Mitterteich. Unverkennbar führte die dann beginnende Industrialisierung rasch zu gesellschaftlichen Wandlungen. So lebten 1860 lediglich 1546 Menschen in Mitterteich, 1890 waren es schon 2295, zur Jahrhundertwende 2945 und 1910 sogar 3930. Die Einwohnerzahl hatte sich also innerhalb von 50 Jahren nahezu verdreifacht, der Anteil der Erwerbstätigen (einschließlich der Familienangehörigen) im Sektor Industrie übertrag dabei die Beschäftigten in der Landwirtschaft deutlich.

Der Bevölkerungszuwachs bedeutete einen tiefen Einschnitt in das Sozialgefüge des Marktes Mitterteich. Die allem Neuen gegenüber abgeschlossene Welt der ländlichen Gemeinde in ihrer katholisch-patriarchalischen Ordnung, mit ihren unbestrittenen Autoritäten und Wertkategorien, wurde mehr und mehr in Frage gestellt. Insbesondere die „Gloserer“ entwickelten in ihrer Arbeit und ihrem Lebensstil eine eigene, überaus selbstbewusste Berufs- und Standestradition. Hinzu kam, dass die vorwiegend aus Schlesien, Sachsen und Thüringen zugewanderten Arbeiter bereits in ihrer Heimat mit sozialdemokratischen Ideen vertraut gewesen waren und die politische Bewegung in der Folgezeit auch an ihrer neuen Wirkungsstätte zu fördern suchten.

Ungeachtet des prononciert anti-sozialdemokratischen Kurses der Geistlichkeit, was bei einer vorherrschend vom Katholizismus geprägten Ostsstruktur nicht gänzlich folgenlos bleiben konnte, gewann die SPD zunehmend an Boden.

Am 12. November 1893 fand in Mitterteich die erste Versammlung von Sozialdemokraten im Stiftland statt, an der nach einem Bericht des Regierungspräsidenten der Oberpfalz 100 Personen (darunter ein Drittel Genossen) teilnahmen.

 

1893 konnte die SPD in der Oberpfalz einen geradezu sensationellen Erfolg erzielen: Auf ihren Kandidaten Johann M. Siebenbürger bei den Reichstagswahlen entfielen 10,5 Prozent der Stimmen. Im Wahlkreis Neustadt waren es 14,9 Prozent, Mitterteich lag mit 27 Prozent sogar deutlich über dem Durchschnitt, womit sich der Ort bereits als zukünftiges Zentrum der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung in der nördlichen Oberpfalz herauskristallisierte.

 

Am 24. Mai 1903 tagten im Saal des „Bayerischen Hofes“ die „roten Brüder, die sich dem Genossen Rackl verschrieben hatten, vor einer ziemlichen Anzahl von Wählern – größtenteils Arbeitern“, wie die „Amberger Volkszeitung“ am 26.5.1903 schrieb.

 

Im Januar 1904 kam es schließlich zur Formierung des „Sozialdemokratischen Vereins Mitterteich und Umgebung“, dem sofort 32 Mitglieder beitraten. Das genaue Gründungsdatum ist aufgrund fehlender Unterlagen nicht zu ermitteln, doch lässt sich der Zeitpunkt durch einen Bericht des Gauvorstandes Nordbayern und Meldungen in der sozialdemokratischen Parteipresse zumindest annähernd bestimmen.

 

Unter der Überschrift „Die Sozialdemokratie dringt selbst in die schwärzesten Winkel!“ berichtete die „Fränkische Tagespost“ am 3. Februar 1904 triumphierend über die Gründung eines Ortsvereins, während die bürgerlich-konservative Presse, und hier konkret die „Grenz-Zeitung“, dieses Ereignis vollkommen ignorierte. Für die exponierte Stellung der Mitterteicher Genossen spricht, dass sich die Sektion schon vor dem eigentlichen organisatorischen Durchbruch der SPD zu etablieren vermochte.

 

Zum Vorsitzenden des „Sozialdemokratischen Vereins“ wählte man den Porzellanmaler Heinrich Gum(m)erum, der dieses Amt jedoch nach kurzer Zeit wegen beruflicher Schwierigkeiten niederlegen musste. Sein Nachfolger war Friedrich Seebach. 1869 in Goldlauter bei Suhl (Thüringen) geboren, war er 1900 nach Mitterteich übersiedelt, wo er sich als Delegierter des Porzellanarbeiterverbandes und als Geschäftsführer des Konsumvereins sogleich für die Interessen der Arbeiterschaft einsetzte. Mündlicher Überlieferung zufolge zählten zu den „Gründungsvätern“ der Mitterteicher SPD weiterhin die Porzellanmaler Johann Klojer, Georg Birnstiel, Josef Schöttner, Michael Kaiser und Wolfgang Ott, der Friseur Ignaz Flach sowie die Wirte Julius Müller und Josef Zeitler. Daneben sind die Namen von einigen Mitgliedern aus der Frühzeit der Parteigeschichte in verschiedenen Akten des Stadtarchivs verzeichnet: Kaspar Gleißner, Johann Schwagerl, Joseph Spitzl, Emil Gäbler, Nikolaus Schröpf, Hermann Kitzig, Alfred Renner, Johann Gültner, Georg Christl und August Herzog (Stadtarchiv, Akten 2476 und 2590).

 

Eine wichtige Rolle spielten wie in vielen anderen Orten die „Parteiwirte“, die in der Zeit der sogenannten „Saalabtreibereien“, das heißt, den von kirchlicher und behördlicher Seite betriebenen Saalverboten für sozialdemokratischen Versammlungen, das Parteileben wesentlich zu fördern wussten. Man eröffnete sogar eigene Lokalitäten, wie etwa Friedrich Seebach, dessen Gaststätte den bezeichneten Namen „Zur neue Zeit“ trug. Der Porzellanmaler Julius Müller betrieb seit etwa 1895 den „Gasthof zum Lindenzweig“ (heute bekannt als Martinsklause) an der Großensterzer Straße als Kantine für die Werksangehörigen der Firma „Mosanic Pottery Max Emanuel & Co.“; beim „Müller Jule“ konnte man sich nicht nur von der schweißtreibenden Akkordarbeit erholen, sondern auch angeregt über aktuelle politische und soziale Fragen diskutieren, und schließlich fand hier der Gesangverein der Porzelliner die geeigneten Proberäume.

 

Die Tätigkeit des „Sozialdemokratischen Vereins“ erstreckte sich in den Anfangsjahren nicht allein auf Mitterteich, sondern auch auf Waldsassen, Wiesau und Krummennaab.

 

Im Geschäftsbericht des Gauvorstandes Nordbayern sind für 1906 und 1907 30 Verwaltungssitzungen, 25 Mitglieder- und 16 öffentliche Versammlungen in Mitterteich verzeichnet. Am 15. Januar 1907 hielt der Reichstagskandidat Michael Dirscherl aus Fürth bei einer sehr gut besuchten Wählerversammlung im „Bayerischen Hof“ ein Referat; der lebhafte Beifall bewies, „daß es auch in den schwärzesten Winkeln der Oberpfalz vorwärts geht“, wie die „Fränkische Tagespost“ (FT) schrieb.

 

Einen Höhepunkt der früheren Jahre bildete sicherlich der Auftritt des Redakteurs der „Fränkischen Tagespost“ Kurt Eisner, des nachmaligen Ministerpräsidenten der Republik Bayern, der am 1. August 1909 vor über 400 Zuhörern, „darunter viele Bauern“, über den „Steuerraub der schwarz-blauen Reaktion“ sprach und „stürmische Kundgebungen“ auslöste (FT vom 4.8.1909).

 

Im Kreiswahlverein für den Wahlkreis Neustadt an der Waldnaab (vergleichbar mit dem heutigen SPD-Unterbezirk) gehörten drei Mitterteicher Genossen an: Friedrich Seebach als Vorsitzender, Max Gähle als Kassier und Paul Lauterbach als Schriftführer. Zudem beschloss die Versammlung die Verlegung des Vorortes (Sitz des Kreiswahlvereins) von Weiden nach Mitterteich.

 

Maßgeblichen Anteil hatten die Mitterteicher Sozialdemokraten an der Gründung eines Ortsvereins in Groschlattengrün. Am 1. Juli 1911 referierte der Genosse Summer in der Gaststätte „Schlößl“ über den „Wert der politischen Organisation und die politische Lage des Reichstagswahlkreises, der bisher eine unbedrohte Hochburg des Zentrums war“. Im Anschluss an die Versammlung kam es zur Gründung einer sozialdemokratischen Sektion für Groschlattengrün und Umgebung, der sofort 26 Mitglieder beitragen („Fränkische Volkstribüne“ vom 5.7.1911).

 

Nach allgemeiner Einschätzung galt Mitterteich als Organisationshochburg der Sozialdemokratie in der nördlichen Oberpfalz. Als Indiz wertete man unter anderem die Zahl der Abonnenten von Parteizeitungen; bemerkenswert erschien auch, dass die „Fränkische Volkstribüne“ „in acht Wirtschaften, bei jeweils zwei Schreinermeistern, Schuhmachern und Gemüsehändlern sowie bei einem Friseur und einem Bader auslag“.

 

Es überrascht daher nicht, dass der militante Zentrumsklerus – und noch verstärkt in den letzten Vorkriegsjahren – gegen die „wüste Wühlarbeit“ der Sozialdemokraten polemisierte. Der Ortspfarrer Josef Mayer forderte 1912 „jeden katholischen Manne (auf), durch Beitritt in den katholischen Männer- und Volksverein diesem Treiben entgegenzuarbeiten“, wie die „Grenzzeitung“ am 16.10.1912 schrieb.